Grundlagen
Bevor Sie mit den Schnittmaßnahmen beginnen, stellen Sie sich vor, wie die Pflanze sich einmal entwickeln soll. Sie sollten wissen, wie die natürliche Wuchsform dieser Pflanze aussieht – ob sie zum Beispiel aufrecht, buschig oder ausladend wächst – und wann sie blüht. Damit können Sie vorhersehen, wie die Pflanze auf den Rückschnitt ansprechen wird. Sie dürfen jedoch nicht vergessen, dass die meisten Pflanzen je nach Jahreszeit auf einen Rückschnitt unterschiedlich reagieren.
Am Ende eines jeden Triebs befindet sich eine End- oder Gipfelknospe, darunter, entlang des Triebs sind weitere kleinere Knospen angeordnet, die man Achsel- oder Seitenknospen nennt. Ihre Anordnung entscheidet darüber, wo sich die späteren Seitenäste oder Blütentriebe entwickeln werden. Hier einige Schnittregeln:
- Wenn Sie die Endknopse entfernen, können sich die Seitenknospen schneller entwickeln.
- Ein starker Rückschnitt regt die Pflanze an, noch stärker zu wachsen.
- Gehölze, die voreilig und zu stark zurück geschnitten worden sind, entwickeln sich wesentlich schlechter als solche, die nicht geschnitten wurden.
- Gehölzschnitt im Spätwinter und im zeitigen Frühjahr regt die Pflanzen an, große Mengen neuer Triebe zu bilden, während der Sommerschnitt eine Pflanze zur Entwicklung von mehr Blüten- und Fruchtknospen im Folgejahr anregt.
- Ziel ist ein gleichmäßiger Wuchs, die Erhaltung der natürlichen Wuchsform, die Kontrolle des Wachstums und die Förderung der Blüten- und Fruchtbildung.
Die richtige Schnittstelle
Die Stellung der Knospen entlang eines Triebes ist arttypisch. Die Anordnung der Knospen hat einzig den Zweck, den sich aus ihnen entwickelnden Blättern ein Maximum an Licht und Platz zu gewährleisten.
Bei Pflanzen mit wechselständiger Knospenstellung sollten Sie knapp über einer Knospe schneiden, und zwar von der Knospe weg schräg nach unten. Das ist wichtig, da die Heilung der Schnittfläche durch die Nähe der Triebknospen positiv beeinflusst wird. Der Schnitt wird möglichst über einer nach außen zeigenden Knospe durchgeführt, damit der Trieb nicht nach innen wächst. Bei Pflanzen mit gegenständiger Knospenstellung sollten Sie knapp über einem Knospenpaar, aber im rechten Winkel zum Trieb schneiden. Dabei entsteht eine gerade Schnittfläche, so dass keine der beiden Knospen geschädigt wird.
Der richtige Zeitpunkt
Gehölze werden oft im Winter geschnitten. Das ist zwar bequem für den Gärtner, aber nicht immer ideal für die Pflanze. Eine Faustregel besagt, dass sommergrüne Pflanzen nach der Blüte oder im Herbst, Winter oder im zeitigen Frühjahr während der Vegetationsruhe geschnitten werden sollten. Aber wie bei jeder Regel gibt es auch hier Ausnahmen. Pflanzen, die man wegen ihrer dekorativen Früchte kultiviert, werden mehrere Jahre nicht geschnitten, damit sie üppige Beeren oder Hagebutten hervorbringen. Manche vertragen den Rückschnitt während ihrer Ruhezeit nicht so gut, besonders im Spätwinter oder im Vorfrühling, und ein Schnitt zum falschen Zeitpunkt kann für große Bereiche eines Gehölzes, in extremen Fällen sogar für die ganze Pflanze, tödlich sein.
Andere Pflanzen werden geschnitten, um sie vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. Wenn Pilz- und Bakterienkrankheiten in der Region, in der Sie leben, weit verbreitet sind, sollte der Rückschnitt bei trockener Witterung durchgeführt werden. Blattfallkrankheit bei Hartriegel oder Feuerbrand beim Zierapfel kann sich bei feuchtem Wetter im Frühjahr leicht ausbreiten.
Verletzungen vermeiden
Jeder Schnitt an einem Baum oder Strauch bedeutet für diesen eine Verletzung. Oft sind es kleine Schnittflächen, aber beim Entfernen von großen Ästen, können sehr große Wundflächen entstehen. Wie schnell die Wunden heilen, ist ein Zeichen dafür, wie gesund und widerstandsfähig die Pflanze ist. Tatsache ist, dass Schnittwunden, wie alle anderen Verletzungen auch, das Eindringen von Pilzen und Bakterien ermöglichen. Diese Gefahr kann zwar nie völlig ausgeschlossen werden, aber Sie können das Risiko verringern, indem Sie scharfes Werkzeug verwenden und die Schnitte richtig und sauber durchführen.
Seit Tausenden von Jahren „helfen“ Gärtner Bäumen und Sträuchern bei der Wundheilung, indem sie die Wunden zum Schutz mit einem Wundverschlussmittel bestreichen. Untersuchungen in den letzten Jahren haben jedoch gezeigt, dass das Verschließen von Wunden Pilzsporen einschließen und Fäulnis fördern kann.
Daher sollte ein Trieb knapp über einer Knospe geschnitten werden, da in der Nähe von Knospen Wachstum fördernde Stoffe produziert werden, die eine Wundheilung beschleunigen.
Bei sehr großen Wunden hilft ein Wundverschlussmittel Infektionen zu vermeiden, bis die Wunde vollkommen verheilt ist. Das Mittel sollte atmungsaktiv und dauerelastisch sein, damit es auch dann noch gut anliegt, wenn sich das neu gebildete Wundgewebe aufwölbt.
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